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Traumflieger

 

 

Manchmal verspürt, wie frisch getaut,

Hauch deiner Seele, meine Haut,

berühret mich so zart und glatt,

fast wie vom Rosenstrauch ein Blatt.

Dann weiß ich, dass du an mich denkst

und deinen Blick zum Himmel lenkst

und bittest ihn, er möge mich

erinnern, dass ich denk' an dich.

Ich ruf' zurück und sende dir,

nein, keinen Brief, kein Blatt Papier,

mein Traum fliegt hoch, weit in die Nacht

und findet dich, im Schlummer sacht.

Dort eint er sich mit den Gedanken,

die sich aus deinen Träumen ranken.

Gemeinsam steigen sie empor

und schweben durch der Zeiten Tor.

Dem Tor zu einer and’ren Welt,

die alle Träume einbehält.

Sie werden dort, noch in der Nacht,

zu feinem Sternenstaub gemacht

und wiederum zurückgesandt,

in unser Träume Wunderland.

 

 

 

*****

 

 

 

Vaterliebe !

  

„Oh Papa, mein Papa, bitte tu’s nicht!“

Und wieder ist Angst auf ihrem Gesicht.

Angst vor dem Vater, der wankend hier steht

und Ekel vor dem, was rüber jetzt weht.

Es kommt zu der Gier noch sauer sein Schweiß.

„Oh Papa, tu’s nicht!“ Sie bittet’s ganz leis’.

 

Da ist er bei ihr und hat’s nicht gehört

und wenn schon, was macht’s,

es hätt’ nicht gestört.

 

So zwingt er und nimmt sie, tut ihr so weh.

„Gott geb’, dass uns beide keiner hier seh’!“

Sie liegt neben sich und spürt keinen Schmerz,

weiß nur ganz genau, er tötet ihr Herz.

Das kann nie mehr lieben, wird nie versteh’n,

auch nicht die Mutter, die hat es geseh’n.

Sah ihre Augen und wandte sich ab.

„Ich wünsch’ mir nur ein’s

 ich wünsch’ mir mein Grab.“

 

So weint sie jetzt leis’ und möchte doch schrei’n

und ist einmal mehr mit sich so allein.

 

 

 

*****

 

 

 

Was ist schon Wahrheit?

 

 

Du traust, die Lüge nicht zu lassen,

kannst im Geheimen ihn nur hassen

und weißt genau, machst du es breit,

zerbricht dein Herz für alle Zeit.

Vor Schmerz, Verzweiflung, fast verzagen,

kannst du die Wahrheit keinem sagen,

sitzt auf dem Boden, zitterst, bangst,

und immer wieder greift die Angst

nach deinem Herz und schnürt es ein.

Du wagst dich nicht einmal zu schrei’n,

wenn Schläge auf dich niederfallen

und Hände sich in Haare krallen.

Hast nicht die Kraft, dich selbst zu schützen,

vor seinen Worten, seinen Witzen,

vor seiner hässlichen Gewalt.

„Oh Gott, erbarm’ dich, mir ist kalt!

Hilf’ meinen Kindern, deren Augen

zu jung, dass sie zum Weinen taugen,

zum Weinen um des Mannes Wut

und um der Mutter letzten Mut.

Hilf’ mir, mein Gott, mich zu befrei‘n

und lass es bald zu Ende sein!“

 

 

 

*****

 

 

 

Wildgänse zieh'n vorbei

 

 

Die Nacht verliert die Sterne

und ruft den neuen Tag.

Ich hör' aus weiter Ferne

gehauchten Flügelschlag.

 

Noch schläft der junge Morgen,

doch über meinem Boot,

da schminkt sich ohne Sorgen

der zarte Himmel rot.

 

Fast wie im Handumdrehen

zieht hoch mit schrillem Schrei,

kaum als ich sie gesehen,

die wilde Schar vorbei.

 

Gern wär' ich mitgeflogen

und hätt' das süße Kleid

der Freiheit angezogen,

zur Flucht durch Raum und Zeit.

 

Dass ich nicht untreu werde,

hält mich mein warmes Nest

auf wohlbekannter Erde

an Arm' und Beinen fest.

 

So fahrt dahin, ihr Träume!

Ich grüß' dich, Morgentau.

Was macht's, wenn ich versäume

den Flug im Himmelsblau!

 

Sing' doch im Morgengrauen

dem nächsten Schwarm ein Lied,

und heimlich werd' ich schauen,

wenn er vorüberzieht.

 

 

 

*****

 

 

 

Warum ?

 

 

Reglos liegt er am Straßenrand,

ein Stück vom Lenkrand in der Hand.

Ganz leis' verrinnt das junge Leben,

und bei der Frau, die dicht daneben,

färbt sich das blonde Haar - blutrot.

Sie war Sekunden vor ihm tot.

 

Wild war die Disco, lang war die Nacht,

sie waren gut drauf haben's gebracht.

Coole Drinks, heißer Sound,

harter Speed, lock’res Geld,

so weit ist der Morgen,

und noch weiter die Welt.

 

Es zählt nur das HEUTE,

das HIER und das JETZT -

doch am Spieltisch des Lebens

ist UNGLEICH gesetzt.

 

Die Straßen sind eben,

hinten wird es schon hell.

So weit kann man sehen,

und er fährt viel zu schnell.

 

Hält das Lenkrad ganz lässig

mit lockerer Hand,

zupft den Teufel am Bart,

setzt sein Leben als Pfand.

 

Ein Schatten von rechts -

plötzlich dreht sich die Welt.

Zu spät kommt ihr Schrei.

Es gibt nichts was sie hält.


Der Aufprall ist hart,

schleudert beide hinaus.

Sie denkt noch:

‘Die werden jetzt warten zu Haus.’

 

Sie fliegt weit in den Himmel,

kann das Morgenrot seh'n -

sieht die Sonne erwachen,

unbeschreiblich und schön.

 

Und am Ufer des Stromes

der ewigen Zeit,

macht ihr Fährmann das Boot

für die Reise bereit.