So schön die Welt
Will wandern heut’ durch Wald und Wiesen,
einfach nur gehen vor mich hin,
dabei den Sommer voll genießen,
so leicht und frei in meinem Sinn.
Will freuen mich am Sommerwinde,
der wild zerzaust mein Hemd, mein Haar,
steh’ ehrfurchtsvoll vor alter Linde,
die mehr schon sah, als hundert Jahr’.
Ich lausche nach der Lerche Lieder,
die klingen über reifem Korn,
der Bussard zieht die Kreise wieder,
und alles scheint wie neu gebor’n.
Gar staunend hör’ ich’s rastlos summen,
es kriecht und flattert, krabbelt, fliegt,
schwebt leicht und kommt mit tiefem Brummen.
Insektenschwer manch’ Halm sich biegt.
Betörend schwanger eilen Düfte
aus Wald und Feld und Wiesengrund,
erobern sich die Morgenlüfte.
Ach, könnt’ ich weilen, manche Stund’.
Werd’ nimmer müde, anzuschauen,
die Dinge unterm Himmelszelt,
und wand’re über grüne Auen
durch Gottes weite Wunderwelt.
Waldspaziergang
Im Ernteduft der prallen Felder
verzaubert sich mir mancher Tag,
und lockend winkt das Grün der Wälder
mit Einsamkeit, wie ich sie mag.
So wie ein Hauch aus fernen Zeiten
empfängt und koset mich der Wind
und lässt mich unverhofft begleiten,
Gedanken, die nicht meine sind.
Erobert mich in Herz und Seele
mit bilderklarer Melodie
und will, dass ich mir heute stehle,
die Zeit für seine Sinfonie.
Ich füg’ mich drein, kann doch nicht wehren
den Liedern der Vergangenheit,
die jetzt noch schneller wiederkehren
und führen mich, durch Raum und Zeit.
Ich seh’ den Bauer, seh’ den Ritter,
die Liebenden im Mondenschein,
spür’ Regen, Schnee und Sturmgewitter
und bin im Schauen nicht allein.
Der Wald gar selbst ist mein Begleiter,
beherrscht und lenket meinen Sinn,
führt mich durch Ewigkeiten weiter
und zeigt mir dann, wie klein ich bin.
Ich seh’ sein Bild vor tausend Jahren
und zehnmal tausend noch dazu,
muss dann zu meinem Leid erfahren:
“Der Störenfried, oh Mensch, bist du!”
Hör’ rauschen ich noch in Gedanken,
des Waldes Grün in ew’ger Ruh’,
so seh’ ich bald die Bäume wanken,
und heißer Sand deckt alles zu.
Wo heut’ noch satte Roggenfelder
und Wiesen voller Blumen sind,
voll Leben noch die grünen Wälder,
weht morgen schon der Wüstenwind.
Schau’ weiter noch und voller Staunen,
ob es nicht doch gelogen sei,
hör’ wieder ich die Wälder raunen -
jedoch ein Mensch ist nicht dabei.
Was mich freut
Reifes Korn, so weit ich schau,
wogend unterm Himmelsblau,
und des Falken heller Schrei
ruft den Sommertag herbei.
Und der Tag ruft mich hinaus.
Welt der Wunder! Ja, ich schau’s!
Und der Wind, der zieht mich hin
grad nach dort, wo ich nicht bin.
Trunken macht das Sommerlicht,
satt mich schauen, kann ich nicht,
jeder Augenblick ist neu,
und woran ich mich erfreu’,
ist der Winde sanftes Beben,
der Natur beharrlich’ Streben,
ist der Tag und auch die Nacht,
meine Liebste, wenn sie lacht,
sind der Jahre Jahreszeiten
und des Lebens Herrlichkeiten,
ist die Liebe und der Wein
und das Glück, dabei zu sein.
Das Tal der Sehnsucht
Im Tal der Sehnsucht liegt ein Hauch
der lang verklung’nen Lieder.
Wenn ich in’s Tal hinuntertauch’,
dann höre ich sie wieder.
Ich hör’ den klaren, wilden Bach,
er rauscht in meinen Träumen,
ihm eil’ in seinem Lauf ich nach
aus Angst, was zu versäumen.
Er trägt mit sich, was einmal mein
und was ich lang vergessen
und bringt mir jeden Kieselstein,
den ich einmal besessen.
Die Wasser fließen ewigjung und tragen die Gedanken
und zeigen der Erinnerung, wo meine Träume sanken.
Versunken zwar, doch niemals tot,
erhebt von Baches Grunde
sich mancher Traum im Abendrot
und bringt mir seine Kunde,
und um verführend meinen Weg
woandershin zu lenken,
zeigt mir der Bach so manchen Steg
und schilt mein kühles Denken.
„Ziehst du mit mir in meinem Lauf,
so wirst du nie versinken.
Komm, weck’ die Träume wieder auf
und lass’ sie nicht ertrinken!“
Noch lausch’ ich jenen Worten nach,
die so verlockend klingen,
da macht der neue Tag mich wach,
mit seinen alten Dingen.
Doch leider zeigt er dabei nicht,
wie alles wär’ gekommen,
denn ängstlich sind im Morgenlicht
die Träume fortgeschwommen.