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Die Stille der Nacht

 

Die Dämm’rung kommt in zartem Grau

und macht die ersten Vögel wach,

wie Sterne funkelt Morgentau,

und Hahnenstolz kräht auf dem Dach.

Des Nebels feuchter, kalter Hauch,

erhebt sich faul vom satten Gras,

auf dem er nachts so schwer und auch

so fest und unerbittlich saß.

Mit sanftem Purpur schminkt sich leicht

der Horizont und färbt sich ganz.

Der Wind hat Waldes Rand erreicht

und zwingt das Grün zum wilden Tanz.

Der kühle Hauch vertreibt das Tier

vom Schlafesplatz im fahlen Licht,

und Wanderer der Nacht ist hier,

doch lange bleiben wird er nicht.

Er flieht dem Strahl der Morgensonn’

und auch des Baches Glitzerlicht,

ganz lautlos macht er sich davon,

noch eh’ das Herz der Liebsten bricht.

Die Stille weicht mitsamt der Nacht

und hält sich mit ihr gut versteckt.

Ach hätt’ ich ihre sanfte Pracht

doch eher schon für mich entdeckt!

Ich sehne mich nach ihrem Schoß

und würde gerne mit ihr geh’n,

mir bleibt bei Tag nur warten bloß,

bis abends wir uns wiederseh’n.

 

 

 

   

 

Blütenträume

Es geht der Winter, höchste Zeit,

denn Bruder Lenz steht schon bereit,

drängt hurtig auf die freie Stell’

und schubst den Alten auch noch schnell,

tupft blau und gelb ins junge Gras,

eilt weiter gleich zum nächsten Spaß,

verzaubert auch den kleinsten Wald

und weckt die Lust bei Jung und Alt.

 

Ob Kirsche, Apfel, Pfirsichbaum,

das Land versinkt im Blütentraum,

die Nächte mild, die Tage warm,

schon schlägt das Herz auf’s neu’ Alarm,

gefangen ist’s im Handumdreh’n,

wie’s hundertmal zuvor gescheh’n,

und drängt und zerrt, als möcht’ es flieh’n

und mit dem Schatz von dannen zieh’n.

 

 


 

Frühling

 

Pflug wühlt sich durch Ackerkrume,

Löwenzahn wird Pusteblume,

alles Leben neu beginnt.

Winter war so lang und kalt,

froh erwacht sind Feld und Wald,

in dem warmen Maienwind.

 

Frühling schaut aus allen Ecken,

endlos viel ist zu entdecken,

weit hinaus ich wandern mag.

Sternengleich liegt Morgentau,

und im ersten Himmelsblau,

grüße ich den neuen Tag.

 

Leis’ hör’ ich die Ferne klingen

und will munter mit ihr singen,

oh, wie schön ist doch die Welt.

Nein, ich hab’ heut keine Ruh’

und wink’ allen fröhlich zu,

weil zu Hause mich nichts hält.


 

 

 

  

Am Morgen

 

Erwachende Welt glitzert silbern im Tau,

ganz sanft kommt der Morgen in zartestem Grau,

erblühender Himmel schminkt langsam sich rot,

an Farben und Formen hat's heut' keine Not.

 

Leicht golden fällt sonniger Strahl auf das Feld,

erweckt alles Leben, erreicht jedes Zelt.

Wir treten hinaus, unser Staunen ist groß,

wo waren bis heut' Aug' und Ohren nur bloß?

 

Verzaubert sind Wiesen, die Flur, jeder Wald,

so wartet, ihr Winde, wir folgen euch bald.

Nichts hält uns heut' auf, wir sind eins mit dem Tag,

und voller Erwartung, was bringen er mag.

 

Begleitet von Düften, so schwer und so süß,

zieh'n sonnwärts wir froh, wenn's die Freiheit verhieß.

Kein Zaudern, von ferne winkt lockend das Ziel,

so weit ist der Weg, uns're Träume so viel.

 

Erklommen den Gipfel, und innere Ruh'

lässt harren und schau'n, mit den Wolken per Du.

Hier ruht jeder Hader und schweigt aller Streit.

Wir trinken den Frieden und lachen der Zeit.